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Konkurrenz für PayPal

Der folgende Blogbeitrag beschäftigt sich mit der Frage, ob systemgebundene Mobile Payments wie z.B. Apple Pay und Android Pay nach Eintritt in den deutschen Markt im zukünftigen Wettbewerbsdruck zum Marktführer PayPal die Akzeptanz im deutschen Markt erlangen können.

Das schnelle Voranschreiten des technischen Fortschritts und somit auch der Digitalisierung beeinflussen den Zahlungsverkehr im deutschen Markt. Das Smartphone als ständiger Begleiter birgt ein enormes Potenzial, da es aufgrund bestimmter technischer Entwicklungen das klassische Portemonnaie ablösen könnte. Bisher versuchten sich einige Payment Anbieter mit einer mobilen Bezahlvariante auf dem deutschen Markt, keiner jedoch konnte sich mit einer ausgereiften Payment Lösung etablieren. Der Einzelhandel wird in Deutschland vom Bargeld dominiert, dicht gefolgt von EC-Karten. [1] Die Nutzungsmöglichkeiten sind vielfältig: In den meisten Online-Shops sowie in stationären Geschäften wie Lebensmittelmärkten oder Bekleidungsgeschäften ist das Bezahlen möglich. Voraussetzung für das mobile Bezahlen sind entsprechend ausgestattete Kassenterminals. [2] Unter anderem sind folgende Technologien am Mobile Payment beteiligt:

NFC

Die Technologie, die sich laut Experten am wahrscheinlichsten durchsetzen wird, ist die Near-Field-Communication (NFC). Bei der NFC-Technologie wird das Smartphone an das Kassenterminal gehalten und die auf dem Smartphone hinterlegten Kreditkartendaten werden auf einer Entfernung von wenigen Zentimetern übertragen. [3] Im Jahr 2015 waren bereits 80.000 Kassenterminals in Supermärkten, Discountern, Drogerien und an Tankstellen mit der Technologie ausgestattet. [4]

QR-Code

Eine weitere Technologie, die bereits Verwendung im Mobile Payment findet, ist der Quick-Response-Code (QR-Code). Mithilfe dieses zweidimensionalen Codes können Webadressen, Telefonnummern, SMS und freie Texte abgerufen werden. Der QR-Code kann von Smartphone- und Tablet-Kameras ausgelesen werden.  [5] Am Beispiel von PayPal ermöglicht der QR-Code das Bezahlen per Smartphone, indem der Kunde nach dem Scannen eines Codes von einer Plakatwand, einer Anzeige in einer Zeitschrift oder auf dem Display eines Kassenterminals im Ladengeschäft in die entsprechende App weitergeleitet wird und dort ohne Medienbruch bezahlen kann. [6]

Fingerabdruck

Das Authentifizieren einer Person anhand biometrischer Merkmale gewinnt zunehmend an Bedeutung. Das Bezahlen per Fingerabdruck verspricht eine einfache, schnelle und sichere Abwicklung des Bezahlvorgangs. Die Technik des Fingerabdruckscans ist in den neueren Smartphones immer öfter verbaut. Wie die Nutzung des Authentifizierens per Fingerabdruck funktioniert, ist bereits gelernt und sowohl die Akzeptanz als auch das Vertrauen sind in der deutschen Bevölkerung vorhanden. [7] In Deutschland findet diese Art der Authentifizierung bereits beim Online-Bezahlsystem PayPal Verwendung. Alle notwendigen Daten werden im PayPal-Account hinterlegt und der Kunde bestätigt den Einkauf lediglich mit seinem Fingerabdruck. [8]

Barrieren des Mobile Payments

Neben der Gewohnheit der bargeldverliebten Deutschen, mit traditionellen Zahlmethoden Käufe zu tätigen, sind noch weitere Hürden zu meistern. Zum Beispiel geben Befragte einer Studie die mangelnde Versorgung mit Informationen von Mobile Payment Lösungen als Grund an. Experten sind der Meinung, dass der Handel zu wenig für die innovativen Bezahlverfahren wirbt. [9] Unsicherheit während der Zahlungsabwicklung und die Angst vor Datenmissbrauch sind ebenfalls in der Bevölkerung vorhanden. Zu beachten ist, dass der Markt aus Kundensicht bereits mit einer Vielzahl an Zahlungsverfahren abgedeckt ist und Mobile Payment schlicht weg nicht benötigt wird. [10]

Mehrwert und Zusatznutzen

Der Zusatznutzen und Mehrwert einer mobilen Bezahllösung ist für die Deutschen unentbehrlich. Das Potenzial in diesem Bereich ist enorm. Kunden erwarten Kundenbindungsprogramme, Couponing oder Rabattaktionen. [9] Großes Potenzial sehen Experten in Deutschlands größtem Rabattkartensystem Payback. Mit Payback können Rabatte und Bonuspunkte gesammelt. Mobile Payment wird in diesem System nur als Nebenfunktion angeboten. Die Hauptfunktion bleibt weiterhin das Rabatt- und Bonuspunkteprogramm. Payback startet in den Mobile Payment Markt mit einer guten Position. Von den 28 Millionen Kunden besitzen 8,5 Millionen bereits die Payback App. Der Kunde spart bei Nutzung der Payback App Zeit und Aufwand, da er zum Punktesammeln und Bezahlen lediglich eine einzige Anwendung auf dem Smartphone öffnen muss. Somit bietet Payback dem Kunden einen deutlichen Mehrwert. [11]

Rechtliche Rahmenbedingungen

Normalerweise sind Payment Anbieter ohne Banklizenz auf die Kooperation von Kreditinstituten angewiesen, denn der Zugriff auf Konten und Zahlungsverkehrsinformationen bei Sparkassen und Banken wird ihnen verwehrt. Mit der neuen EU-Regulierung Payment Service Directive 2 (PSD2) wurde ein einheitlicher Rahmen für Zahlungen innerhalb der europäischen Union geschaffen. Nach dieser neuen Regulierung haben Drittanbieter wie Mobile Payment Dienstleister freien und kostenlosen Zugang zu den notwendigen Zahlungsverkehrsinformationen. Für Prüfungen, wie z.B. der Adressverifikation, wird nur noch eine Schnittstelle zu den Banken benötigt und der Payment Anbieter führt alle notwendigen Prüfungen selbstständig durch. Die Umsetzung von PSD2 soll 2018 erfolgen. [12]

Gefahr für PayPal

Der Marktführer PayPal generiert einen Anteil von 19,6 Prozent am Umsatz des deutschen E-Commerce Marktes. Damit belegt PayPal hinter dem Kauf auf Rechnung (29 Prozent) den zweiten Platz, noch vor Lastschriftverfahren (19,3 Prozent) und der Kreditkarte (12 Prozent). Die Kreditkarte als ursprünglich stationäres Zahlungsmittel konnte den Anteil am Onlinehandel im vergangenen Jahr um 1,2 Prozentpunkte steigern. Durch eine Senkung der Transaktionsentgelte durch die EU-Kommission auf 0,3 Prozent der Zahlung werden die Kosten zugunsten von Verbrauchern und Händlern gedeckelt. Durch diese Deckelung und die steigende Akzeptanz von Kreditkarten wird die Wettbewerbsfähigkeit der Kreditkarte als Zahlungsmittel im Onlinehandel gestärkt. Dem auf Kreditkarten ausgelegte Bezahlsystem Apple Pay kommt diese Entwicklung der Kreditkarte in Deutschland zugute. [13]

Eigene Darstellung in Anlehnung an Kantar Worldpanel [15]

Der Abbildung ist zu entnehmen, dass Android und iOS ihre Marktanteile in Deutschland im Vergleich zum letzten Jahr steigern konnten. Von Juni bis August 2016 betrug der Anteil der beiden führenden Betriebssysteme in Deutschland 95,5 Prozent. Sollten Android und Apple Pay in Deutschland eingeführt werden, bedeutet dies einen steigenden Wettbewerbsdruck für den Online-Bezahldienstleister PayPal, denn die große Anzahl der sich in Deutschland im Umlauf befindlichen Smartphones können mit einer systemgebundenen Mobile Payment Lösung ausgestattet sein. Problematisch kann es für PayPal werden, weil die App auf Apple-Geräten durch die Nichtfreigabe des NFC-Chips stationär nicht verfügbar wäre. [14]

Fazit

Bis systemgebundene Mobile Payment Systeme ausgereift genug sind, um sich auf dem deutschen Markt zu etablieren, wird noch Zeit vergehen.

Die biometrische Identifikation per Fingerabdruck wird aufgrund ihrer Geschwindigkeit und bereits gewonnen Akzeptanz eine wichtige Rolle im Mobile Payment Markt einnehmen. Die NFC-Technik wird sich wahrscheinlich durchsetzen und der QR-Code als Übergangslösung verwendet werden.

Die wichtigsten Akteure im deutschen Mobile Payment werden wahrscheinlich PayPal, Apple und Google darstellen. Diese Unternehmen verfügen über die Mittel, das Vertrauen bezüglich der essenziellen Faktoren Datensicherheit und Sicherheit während der Zahlungsabwicklung zu schaffen.

Die Änderung der rechtlichen Rahmenbedingungen durch die EU-Kommission mittels PSD2 wird es den systemgebundenen Mobile Payment Anbietern erleichtern, eine akzeptanzgewinnende Lösung für den deutschen Markt zu entwickeln. Letztendlich werden sich wahrscheinlich wenige Lösungen etablieren, die den Bedürfnissen von Händlern und Kunden entsprechen und den größten Mehrwert bieten. Aufgrund der vorhanden Marktanteile der Smartphone-Betriebssoftwares von Apple und Google und das Vertrauen in die Hersteller werden die beiden systemgebundenen Payment Dienstleister die Akzeptanz im deutschen Markt trotz Wettbewerbsdruck zu PayPal erlangen. Ein Zeitpunkt bleibt abzuwarten.

 

Quellen

[1] Vgl. Pur, Sabine eBusinessLotse Apple Pay, PayPal & Co.: Innovationen im M-Payment (Stand 11.05.2015, Abruf 06.11.2016)

[2] Vgl. PWC Studie 2016, „Mobile Payment Repräsentative Bevölkerungsbefragung 2016“ (Stand Januar 2016, Abruf 31.10.2016)

[3] Vgl. ISO, Genf, ISO/IEC 18092:2013 (Stand 15.03.2013, Abruf 31.10.2016)

[4] Vgl. etailment „Mobile Payment mit Aufklärungsbedarf“  (Stand 05.04.2016, Abruf: 31.10.2016)

[5] Vgl. Springer Gabler Verlag (Herausgeber), Gabler Wirtschaftslexikon, Stichwort: QR-Code, online im Internet (Abruf: 31.10.2016)

[6] Vgl. etailment, „PayPal kommt per QR-Code an den POS“ (Stand 01.03.2012, Abruf 31.10.2016)

[7] Vgl. Ifh Köln/ECC Studie, „Bezahlen per Fingerabdruck statt Mobile Payment?“  (Stand 12.05.2016, Abruf 31.10.2016)

[8] Vgl. Bosk, Holger, „PayPal und Samsung: Bezahlen per Fingerabdruck“ (Stand Juli 2014, Abruf.: 02.11.16)

[9] Vgl. ibi research „Erfolgsfaktoren und Hindernisse bei der Einführung von mobilen und kontaktlosen Bezahlverfahren in Deutschland“ (Stand Juni 2015, Abruf 31.10.2016)

[10] Vgl. KPMG, „Consumer Barometer 2014“ (Stand Februar 2014, Abruf: 29.09.2016)

[11] Vgl. Fuchs, Jochen, „Payback knackt die Nuss“ (Stand 02.05.2016, Abruf 20.10.2016)

[12] Vgl. Schneider, Katharina, „In Deutschland gibt es zu wenig iPhones und Kreditkarten“ (Stand: 08.09.2016, Abruf 20.10.2016)

[13] Vgl. EHI Retail Institute, „Online Payment 2016“ (Stand Juni 2016, Abruf: 26.10.2016)

 [14] Vgl. Becker, Leo, „NFC-Chip nur für Apple Pay: Apple verweist auf IPhone-Sicherheit“ (Stand 10.08.2016, Abruf: 26.10.2016)

[15] Vgl. Kantar Worldpanel, „Marktanteile der mobilen Betriebssysteme am Absatz von Smartphones in Deutschland von Juni bis August in den Jahren 2015 und 2016“,Marktanteile-Diagramm Apple/Android“ (Stand 2016, Abruf von Statista: 27.10.2016)

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