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Digitalisierung von börsennotierten Unternehmen in Deutschland – Entwicklung eines automatisierbaren Indexes

Digitalisierung und Vernetzung in der heutigen Zeit

Für die großen Unternehmen in Deutschland gab es in den letzten Jahren kaum ein Thema, dass so konstant für Gesprächsstoff gesorgt hat wie der Begriff „Digitalisierung“. Es wird von großen Chancen gesprochen, aber im gleichen Zuge auch vor den einhergehenden Risiken gewarnt. In jedem Fall halten sich die Vorstände der großen Konzerne nicht mit überschwänglichen Aussagen zurück. So findet der Vorstandsvorsitzende der Daimler AG Dr. Dieter Zetsche die folgenden Worte: „Für Daimler ist die Digitalisierung die größte Bereicherung seit der Erfindung des Automobils“ [1]. Eine Aussage die darauf schließen lässt, dass Daimler der Digitalisierung einen ähnlichen Stellenwert beimisst wie dem eigentlichen Kerngeschäft, der Produktion von Automobilen. Ähnliche Zitate würden sich auch von den Vorständen anderer DAX Konzerne finden lassen.

Im Rahmen eines Masterprojektes an der Fachhochschule Wedel wurde evaluiert, wie gut die Unternehmen diese Versprechungen umsetzen. Können sie in Puncto Digitalisierung neue Standards setzen, ähnlich wie Daimler dies mit seinen Automobilien jährlich gelingt? Mittels eines Indexes sollte diese Frage für ein jedes Unternehmen geklärt werden. Allerdings sollte nicht einfach ein weiterer Digitalisierungsindex erstellt werden, wie es ihn beispielsweise bereits von der Telekom gibt [2]. In diesem Projekt sollte ein Index entstehen, der komplett automatisiert erhoben werden kann, der ohne interne Informationen auskommt und der transparent verschiedene Branchen vergleichbar macht. Dieser Artikel beschreibt kurz das allgemeine Vorgehen und präsentiert die Ergebnisse der Arbeit.

Problemstellung und Vorgehen

Zu aller Erst wurde das vorliegende Problem in vier Problemfelder heruntergebrochen. Der Index sollte vollständige Automatisierbarkeit, eine externe Sicht, vollkommene Transparenz und eine funktionierende Branchengewichtung beinhalten. Anschließend  wurde mittels Brainstorming ein Pool von KPIs definiert, die eine Aussage über den Digitalisierungsgrad eines Unternehmens treffen. Aus diesem Pool wurden diejenigen gewählt, die automatisiert und ohne Unternehmensinterna zu kennen erhoben werden können. Unter einer automatisierten Erhebung wird im Rahmen dieses Projektes ein Crawler verstanden, der eigenständig die entsprechenden Informationen aus dem Internet sammelt. Dieses Vorgehen setzt zudem eine externe Verfügbarkeit der Daten voraus, da sie sonst nicht mit einem Crawler erhoben werden könnten.

Die vollkommene Transparenz des Indexes soll durch eine klare Berechnungsmethode erreicht werden. Die KPIs wurden in verschiedene Kategorien eingeteilt, für die es jeweils eine Note gibt. Aus diesen Noten setzt sich dann der Gesamtscore des Unternehmens zusammen. Jede Veränderung ist direkt nachvollziehbar. Insgesamt kann ein Score von maximal 100 Punkten erreicht werden.

Um den Unterschied zwischen Unternehmen aus verschiedenen Branchen zu berücksichtigen wurde der Index in zwei Gruppen geteilt. Einige KPIs sind für B2B Unternehmen weniger wichtig als für B2C Konzerne. Als Beispiel sei die Shop Funktionalität genannt. Daher fließen die einzelnen Kategorien für B2C und B2B Unternehmen unterschiedlich gewichtet in den Gesamtscore ein. Durch dieses Vorgehen konnte für alle Problemfelder eine passende Lösung gefunden werden.

Umsetzung

Um die Automatisierbarkeit des Indexes zu verdeutlichen, wurde ein eigener Crawler programmiert, mit dessen Hilfe die benötigten Daten für eine bestimmte KPI gesammelt werden konnten. Da von den meisten Social Media Kanälen die API’s öffentlich zur Verfügung gestellt werden, wurde die YouTube API für den Crawler genutzt. Als Programmiersprache wurde Python verwendet. Über die YouTube API ist es möglich, alle öffentlich zugänglichen Daten über Videos oder einen Kanal abzurufen. So können Daten wie Abonnenten, Anzahl der Videos oder Gesamtaufrufe des Kanals innerhalb weniger Millisekunden gesammelt werden. Das Script des Crawlers basiert auf einem Aufruf der URL, mit der die API verwendet werden kann. Zunächst wird der Nutzer aufgefordert den gewünschten Kanalnamen oder falls nicht vorhanden die Kanal-ID einzugeben. Dieser wird anschließend zusammen mit dem API-Key in die URL eingefügt. Nachdem die Daten gesammelt und formatiert wurden, werden sie dem Nutzer ausgegeben.

Ausgabe des Crawlers

Durch den Crawler wurde gezeigt, dass für die KPIs im Bereich YouTube die Daten automatisiert und ohne unternehmensinterne Informationen erhoben werden können. Lediglich der Kanalname oder die Kanal-ID sind für die Verarbeitung der Daten notwendig. Das Programm dient hierbei ebenfalls als MVP und ist in dieser Form bereits einsetzbar. Allerdings kann, wie auch der Index, der Crawler weiter ausgebaut werden.

Nach der vollständigen Erhebung der relevanten KPIs werden die Tabellen des Indexes befüllt. Abhängig  von der jeweiligen Ausprägung der Variable wird automatisch berechnet, ob das Kriterium komplett, teilweise oder gar nicht erfüllt wurde. Dieser Erfüllungsgrad wird anschließend mit der Gewichtung der jeweiligen Variable verrechnet. Somit ergibt sich ein prozentualer Wert, der zeigt, wie weit ein Unternehmen eine bestimmte Kategorie erfüllt hat. Danach wird dieser Wert mit Gewichtung der Kategorie multipliziert. Hierbei kommt die unterschiedliche Branchengewichtung ins Spiel, welche je nach Branche die Kategorien anders gewichtet. Am Ende ergibt sich eine Zahl, die zeigt, wie viel von 100 möglichen Punkten das Unternehmen erreicht hat.

Ergebnisse

Die Erhebung der Variablen wurde beispielhaft für die Top 20 Dax Unternehmen und Fielmann durchgeführt, um den Index näher zu veranschaulichen. Die Ergebnisse des Indexes sind in der folgenden Abbildung näher dargestellt.

Diese Übersichtsseite dient dazu, Unternehmen schnell einen Überblick zu bieten, in welchen Bereichen Mängel bestehen und wo im Vergleich zu Wettbewerbern Nachholbedarf besteht. Dadurch können direkte Handlungsempfehlungen abgeleitet werden, wodurch der Index einen direkten Mehrwert für die Unternehmen bietet. Wie man an der Abbildung sieht, haben die meisten Unternehmen einen Nachholbedarf im technologischen Bereich sowie teilweise bei einigen Social Media Kanälen. Für alle Unternehmen, die an dem Index interessiert sind und diesen vielleicht auch für ihr eigenes Unternehmen testen möchten, steht der Index unter nachfolgendem Link zur Verfügung.

https://docs.google.com/spreadsheets/d/1RpaFCGk_FmuAMGgvk7dEgXvTO98jEyR35xSHSLKZ5Ls/edit?usp=sharing

Abschließend lässt sich sagen, dass der Index vorerst nur ein erstes Konzept darstellt. Das heißt in Bezug auf die Automatisierbarkeit und die differenziertere Gewichtung nach Branchen kann der Index noch weiter ausgebaut werden. Dennoch erfüllt er seine grundlegenden Funktionen und löst die relevanten Problemfelder, wodurch er ein gutes Tool für Unternehmen bietet, sich mit Konkurrenten zu vergleichen und spezifische Handlungsempfehlungen für einzelne Bereiche abzuleiten.


Quellen

[1] https://www.daimler.com/konzern/strategie/digitallife/digitalisierungsstrategie.html [2] https://www.digitalisierungsindex.de/
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