Heutzutage wird es immer schwieriger den Kunden zu inspirieren und ihn möglichst individuell anzusprechen. Mit Apps ist man dem Kunden so nah wie nie zuvor. Hier kommt auch das Thema Big Data ins Spiel. Die Unternehmen haben oft Schwierigkeiten, gute eigene Apps zu entwickeln, die sich aus der Masse im AppStore abheben. Die Herausforderung liegt oft darin, gute Entwickler auf dem Arbeitsmarkt zu finden. Ein neues Modell der Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und Partnern ist Open Commerce.
Im Jahr 2014 startete AboutYou erfolgreich einen neuen Versuch, den Kunden noch mehr zu inspirieren und ihn noch persönlicher anzusprechen. Ein wichtiger Baustein war auch hier das Open Commerce.
Beim Open Commerce gibt es grundsätzlich zwei Akteure, zum einen das Unternehmen, welches bereits einen Onlineshop mit Produkten besitzt und zum anderen einen Partner, der die Produkte bewirbt.
In folgender Grafik lässt sich das Zusammenspiel der einzelnen Akteure näher beschreiben. Es wird angenommen, dass es ein Unternehmen mit einem Onlineshop und vielen Produkten gibt und der Partner in diesem Sinne ein Entwickler ist.
Das Unternehmen hat neben dem Shop noch ein DevCenter (DeveloperCenter).
Das Prinzip
(1) Alles fängt mit einer Idee des Entwicklers an. Der Entwickler erstellt ein Konzept zu seiner Idee, damit das Unternehmen weiß, in welchen Zusammenhang die eigenen Produkte in Verbindung gebracht werden. Dieses Konzept schickt der Entwickler dem DevCenter des Unternehmens.
(2) Das DevCenter stellt daraufhin dem Entwickler ein SDK-Paket, welches für Software Development Kit steht, zur Verfügung. In diesem Software Development Paket sind alle Informationen über die für den Entwickler wichtigen, Schnittstellen zum Shop enthalten. Dazu gehören natürlich auch API’s für verschiedene Sprachen wie iOS, Android, PHP, Ruby und so weiter.
(3) Nachdem der Entwickler alle relevanten Informationen bekommen hat, kann er sich voll und ganz auf die Umsetzung bzw. Entwicklung seiner App mit einem passenden User-Interface, gemäß den vom Shop gegebenen Voraussetzungen, konzentrieren.
(4) Sobald er fertig ist, kann er beim DevCenter die Aufnahme der App in den App- oder Google Play Store beantragen.
(5) Das DevCenter prüft daraufhin, ob die App alle Richtlinien erfüllt. Sollte dies nicht der Fall sein, nimmt das DevCenter nochmal Kontakt mit dem Entwickler zur Nachbesserung auf.
Im besten Fall hat das DevCenter jedoch nichts auszusetzen und stellt die App im App-/oder Google Play Store zur Verfügung.
(6) Die App ist nun im Appstore zu finden (7) und verweist auf die Produkte im Onlineshop des Unternehmens. (8)
(9) Der Entwickler macht sich die Arbeit nicht umsonst, sondern erhält bei jedem Kauf über seine App in dem Onlineshop des Unternehmens eine umsatzabhängige Provision.
Umsetzung bei About You
Dieses Modell wurde fast genauso bei AboutYou umgesetzt. Das Unternehmen stellte 2014 eine technische Plattform mit 50 000 Artikeln zur Verfügung, so dass Entwickler ihre eigene E-Commerce Ideen im Sinne einer App mit den Produkten von AboutYou aufbauen konnten. Die Entwickler erhalten für die Transaktionen, die über ihre Apps gekommen sind, eine dem Provisionsmodell entsprechende Gewinnbeteiligung.
Mit You&Idol kann man die Outfits seines Lieblingsstars direkt bei AboutYou nach kaufen und bei Nachteule sich über den Dresscode in verschiedenen Diskotheken erkundigen und ein dementsprechendes Outfit gleich mitbestellen.
Durch die Individualisierung ist es nun möglich, völlig neue Erkenntnisse über die jeweilige Zielgruppe zu gewinnen. Der Kunde installiert sich die App direkt auf seinem Smartphone oder Tablet und damit ist man dem Kunde so nah wie nie zu vor.
Dieses Modell kann auf viele andere Shops übertragen werden.
Zum Beispiel auf den Google Play Store und den Apple Store. Die Entwickler konzentrieren sich auf ihre App und werden beim Kauf der App durch den Endkunden am Kauf beteiligt. Die Provision betragen hier 70% für den Entwickler und 30% für den App oder Google Play Store. Hinzu kommen allerdings noch Grundgebühren bei der Registrierung in den Stores, die der Entwickler tragen muss.
Ein weiterer Shop, der nach diesem Prinzip arbeitet ist Zalon.
Bei Zalon greifen Stylisten auf die Produkte von Zalando zurück und erstellen dem Kunden so genannte Outfit Pakete. Hier ist der Partner also kein Entwickler sondern ein Stylist oder eine Stylistin. Der Stylist wird hierbei durch eine webbasierte App unterstützt.
Als abschließende Worte finde ich die von Tarek Müller (Geschäftsführer von AboutYou) sehr aussagekräftig:
„Die besten Ideen entstehen auf Dauer nicht in einem Unternehmen allein, sondern oft durch einzelne kreative Köpfe, mit denen wir eine neue Dimension für den Online-Handel erschließen können.“
Meiner persönlichen Meinung nach ist dieser Zusammenarbeitsansatz sehr vorbildlich. Anstatt dass man sich zu lange mit der Suche nach neuen Ideen für die Darstellung der eigenen Produkte auseinandersetzt, sollte man lieber „open minded“ für bereits bestehende Ideen außerhalb des Unternehmens sein.
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Quellen:
[2] Open Commerce: Hype oder Zukunft? (ECommerce Vision)
[3] Shoptechblog