Das Internet hat einen signifikanten Einfluss auf unser tägliches Leben, indem es uns ständig über Smartphones, Laptops, Tablets usw. miteinander verbindet. Viele von uns verbringen etwa ein Drittel ihres Tages online, unabhängig von den Zwecken. Obwohl das Internet unser Leben erleichtert hat, beispielsweise durch die schnelle Verfügbarkeit von Informationen für Recherchen, birgt es auch Risiken. Dieses Paper widmet sich genau diesen Risiken im Zusammenhang mit problematischer Internetnutzung. Die Forschungsfrage zielt darauf ab zu untersuchen, wie sich problematische Internetnutzung auf das Wohlbefinden und das prosoziale Konsumverhalten von Erwachsenen und jungen Erwachsenen auswirkt und ob es Unterschiede zwischen den beiden Altersgruppen gibt.
Methode
Die Studie umfasste die Befragung von etwa 400 Personen in Großbritannien mittels eines umfassenden Fragebogens. Die Probanden setzten sich aus 214 jungen Erwachsenen im Alter von 18-24 Jahren und 217 Erwachsenen im Alter von 25-45 Jahren zusammen. Der Fragebogen wurde in vier Hauptkategorien unterteilt: problematische Internetnutzung, prosoziales Konsumverhalten, soziale Online-Unterstützung und Wohlbefinden. Jede Kategorie wurde anhand einer siebenstufigen Likert-Skala gemessen.
Die Kategorien im Detail:
1. Problematische Internetnutzung:
In dieser Kategorie wurde das Ausmaß der problematischen Internetnutzung bewertet. Hierbei wurden Fragen gestellt, die auf mögliche Anzeichen von Suchtverhalten, exzessiver Nutzung und Vernachlässigung anderer Lebensbereiche hinwiesen.
2. Prosoziales Konsumverhalten:
Hier wurde das Verhalten der Teilnehmer in Bezug auf prosoziale Konsumgewohnheiten analysiert. Das umfasste beispielsweise die Bereitschaft, sich für wohltätige Zwecke zu engagieren, fairen Handel zu unterstützen oder umweltbewusst einzukaufen.
3. Soziale Online-Unterstützung:
Diese Kategorie evaluierte die Art und Intensität der sozialen Unterstützung, die die Teilnehmer online erfahren. Fragen konzentrierten sich auf die Verbindung zu Freunden, Familie und sozialen Gruppen über digitale Plattformen.
4. Wohlbefinden:
Die emotionale und psychische Gesundheit der Teilnehmer wurde anhand von Fragen zu ihrem allgemeinen Wohlbefinden bewertet. Dies umfasste Aspekte wie Zufriedenheit, Stressniveau und Schlafqualität.
Ergebnisse
Ergebnisse der ersten Studie – Erwachsene
Die Analyse zeigte einen signifikanten direkten Einfluss von problematischer Internetnutzung auf das Wohlbefinden der Erwachsenen (Effekt = 0,09; p < 0,001), welches die Hypothese H1a bestätigt.
Des Weiteren wurde die Hypothese H2a bestätigt, dass problematische Internetnutzung prosoziales Konsumverhalten bei Erwachsenen reduzierte (Effekt = -0,40; p < 0,05), während prosoziales Konsumverhalten selbst positiv mit dem Wohlbefinden korrelierte (Effekt = 0,07; p < 0,01). Letzteres bestätigte also auch H3a.
Die Studie legt nahe, dass prosoziales Konsumverhalten als Mediator der Beziehung zwischen PIU und Wohlbefinden bei Erwachsenen fungiert. Die moderierende Rolle von Online-Unterstützung zeigte sich ebenfalls als signifikant, indem sie den Einfluss von PIU auf das Wohlbefinden abschwächte (Effekt = 0,10; p = 0,04). Dies bekräftigt die Hypothese H4a.
Ergebnisse der zweiten Studie – Junge Erwachsene
Im Kontrast dazu zeigten die aufstrebenden Erwachsenen unterschiedliche Ergebnisse, welche sich jedoch an den Hypothesen entlanghangeln. Der direkte Einfluss von PIU auf das Wohlbefinden ist nicht signifikant (Effekt = 0,01; p = 0,45), wie in H1b prognostiziert.
Wie schon in der ersten Studie wurde festgestellt, dass problematische Internetnutzung prosoziales Konsumverhalten verringerte (Effekt = -0,36; p < 0,05), wobei prosoziales Konsumverhalten positiv mit dem Wohlbefinden korrelierte (Effekt = 0,05; p = 0,04). Die Thesen H2b und H3b sind hiermit also auch bestätigt worden.
Die Online-Unterstützung hatte hingegen wie erwartet keinen signifikanten moderierenden Effekt auf die Beziehung zwischen problematischer Internetnutzung und prosozialem Verhalten bei aufstrebenden Erwachsenen (Effekt = 0,05; p = 0,25). Dies wurde in H4b bereits prognostiziert.
Weitere Betrachtungen
Die Bezeichnung PIU, die pathologische Internetnutzung, umfasst verschiedene problematische Verhaltensweisen im Umgang mit dem Internet, die negativen Auswirkungen auf das tägliche Leben haben können. In diesem Kontext präsentiert sich die Studie als wegweisend, indem sie nicht nur auf die direkten Auswirkungen von PIU auf das Wohlbefinden eingeht, sondern auch die komplexen Wechselwirkungen mit prosozialem Konsumverhalten und Online-Unterstützung beleuchtet.
Problematische Internetnutzung beeinflusst also das Wohlbefinden nicht nur direkt, sondern auch indirekt, durch das negative Einwirken auf Faktoren, welche sich positiv auf das Wohlbefinden auswirken würden.
Ausblick
Die Ergebnisse, welche alle Hypothesen der Studie befestigen, hinterließen bei uns Fragen. Aus unserer Sicht birgt eine Problematische Internetnutzung bei vielen Mensch aus unserem Umkreis immer negative Folgen für das Wohlbefinden, sowie das Konsumverhalten.
Das Argument, welches zu der These gegeben wurde, das jüngere Altersgruppen nicht zwischen der Offlinewelt und Onlinewelt unterscheiden können ist zwar nachvollziehbar, dennoch hätten wir erwartet das die Problematik und Folgen aus problematischer Internetnutzung klarer getrennt erkennbar wäre.
Die Studie bietet einen Einblick, jedoch erhebt sie keinen abschließenden Anspruch. Ein wichtiger Punkt, der nicht behandelt wurde, ist die Ursprungsforschung von problematischer Internetnutzung (PIU) in verschiedenen Altersgruppen. Es bleibt offen, ob die Ursachen für PIU bei verschiedenen Altersgruppen gleich sind oder sich unterscheiden. Zukünftige Forschung in dieser Richtung wäre äußerst wertvoll.
Des Weiteren beinhaltet die vorgeschlagene Operationalisierung einen Mediator (prosoziales Verbraucherverhalten) und einen Moderator (soziale Online-Unterstützung). Zukünftige Studien könnten andere interagierende Variablen untersuchen, die die Besonderheiten unterschiedlicher Verbraucheraltersgruppen widerspiegeln. Aktuelle Erkenntnisse weisen darauf hin, dass aufstrebende Erwachsene und Erwachsene unterschiedliche Merkmale aufweisen, die ihre Neigung zum prosozialen Verhalten beeinflussen können.
Beispielsweise könnten heranwachsende Erwachsene eine verzerrte Wahrnehmung von Umweltproblemen haben, insbesondere hinsichtlich des Klimabewusstseins. Mit zunehmendem Alter nimmt möglicherweise die Wahrnehmung zukünftiger Probleme, einschließlich Klimarisiken, ab. Abschließend könnten zukünftige Studien auch mögliche Unterschiede in den vorgeschlagenen Beziehungen für verschiedene Arten prosozialen Verhaltens berücksichtigen, wie den unterschiedlichen Aufwand und die Beharrlichkeit, die für deren Umsetzung erforderlich sind.
Quelle:
Raggiotto, F., Mazzoni, et al. (2023). „Mind the Age Gap! How Problematic Internet Use Affects Adults’ and Emerging Adults’ Well-Being and Prosocial Consumer Behavior.“ *Journal of Interactive Marketing*, 58(2-3), 268-279. https://journals.sagepub.com/doi/10.1177/10949968231155803?icid=int.sj-full-text.similar-articles.5