Unsere Gesellschaft hat sich durch die Digitalisierung in den letzten Jahren sehr stark verändert. Die Digitalisierung betrifft sämtliche Bereiche des Lebens, darunter auch zu sehr großem Maße die Geschäfts- und Arbeitswelt. Gleichzeitig steigt der gesellschaftliche Druck, indem soziales und nachhaltiges Verhalten von Unternehmen gefordert wird. Der Verbraucher möchte weiterhin langfristig und ohne schlechten Gewissens nicht auf bestimmte Alltagsgüter verzichten müssen. Dieses Gewissen soll mit nachhaltigen Konsum und der steigenden Nachfrage sozialer Innovationen besänftigt werden. Die Folge: Klassische Profit Organisationen werden zunehmend zum sozialen Handeln aufgefordert beziehungsweise es kommt vermehrt zu Gründungen von Social Businesses. [1]
Im Rahmen unserer Seminararbeit zum Thema soziale digitale Geschäftsmodelle sollte anhand einer Analyse ein Überblick über soziale digitale Unternehmen gegeben werden. Bevor wir zu einigen wichtigen Ergebnissen dieser Analyse kommen sollen vorab ein paar Definitionen geklärt werden.
Definitionen
Ein Social Business ist eine Hybride Form zwischen schon zwei bestehenden traditionellen Formen: der Profit (PO) und der Non-Profit Organisation(NPO). Entstanden ist das Geschäftsmodell aus der Bewegung des Social Entrepreneurships, welche zu gleichen Teilen nach Gewinn als auch nach sozialen Geschäftsziele und Zwecke strebt. Die Einnahmen von Social Businesses folgen aus einer Kombination von Marktquellen wie dem Verkauf von Waren oder Dienstleistungen und Nichtmarktquellen, wie private Spenden.[2]
Analyse
Ziel der Analyse sollte es sein einen groben Überblick über Unternehmen zu geben, die sich in dieses Segment einordnen lassen. Dabei sollte zum einen herausgefunden werden, welche sozialen Probleme von den Unternehmen mehrheitlich vertreten werden, als auch in welchen Ländern diese tätig sind. Weitere Punkte die bei der Analyse untersucht wurden sind die Transparenz, die Verwendung digitaler Trends sowie die Erfolgsmessung der Unternehmen. Die Unternehmensauswahl erfolgte anhand von Preisauszeichnungen sozialer Unternehmen um den sozialen Aspekt der Unternehmen abzudecken. Insgesamt wurden 35 Social Businesses untersucht.
- Forbes Social Entrepreneurs „30 under 30“
- Ashoka Fellows “Award Social Impact”
- NEA “Next Economy Award”
- B Corp Certification
Da die Unternehmen gleichzeitig das Kriterium der Digitalisierung erfüllen mussten, wurden die ausgezeichneten Unternehmen nach weiteren Kriterien untersucht. So mussten die Unternehmen die ebenfalls die folgenden beiden Kriterien erfüllen:
- Basis der Geschäftsmodelle bilden Technologien.
- Das Unternehmen finanziert sich teilweise durch eine elektronische Dienstleistung oder durch eine elektronische Vermittlung nicht digitaler oder digitaler Güter-, Dienst- oder Serviceleistungen.
Soziale Themengebiete:
Der erste untersuchte Aspekt waren die Themengebiete der Unternehmen. Um die sozialen Themengebiete der Welt zu klassifizieren wurde sich an der Agenda 2030 orientiert, welche auf dem Weltgipfel für nachhaltige Entwicklung 2015 von den Vereinten Nationen unterzeichnet wurde. In der Agenda sind 17 Ziele aufgelistet, welche das Ziel der nachhaltigen Entwicklung umfassen.[3] In diese Ziele wurden die für die Analyse untersuchten Unternehmen eingeordnet. Ziele dieser Untersuchung war es herauszufinden ob es bestimmte Themengebiete gibt die mehr von Unternehmen thematisiert werden und andere Themen, welche eventuell noch vernachlässigt werden. Das Ergebnis der Analyse ist, dass 48% der Unternehmen in gerade einmal 3 Themengebiete einzuordnen waren, welche im Folgenden aufgelistet sind:
- Gesundheit & Wohlergehen
- Weniger Ungleichheit, Nachhaltiger Konsum & Produktion
- Bezahlbare Energie, Nachhaltige Städte & Gemeinden, Maßnahmen zum Klimaschutz
Auf der anderen Seite sind 5 Ziele der Agenda 2030 gar nicht in der Stichprobe der Unternehmen vertreten (Sauberes Wasser, Sanitätseinrichtungen, keine Armut, kein Hunger, Leben Unterwasser und Leben an Land). Eine mögliche Erklärung dieser Verteilung sind die Herkunftsgebiete der Unternehmen, die Unternehmen sind vermehrt in Industrieländern gegründet wurden und behandeln auch deren Probleme.
Tätigkeitsgebiete & Herkunftsländer:
Wie schon bei dem Punkt “Soziale Themengebiete” wollten wir herausfinden, ob es eventuelle eine einseitige Verteilung der Gebiete gibt. Die Analyse hat ergeben, dass tatsächlich die meisten Unternehmen in Industrieländern, bzw. in den Ländern USA und Deutschland vertreten sind.
Diese Verteilung lässt allerdings nicht generalisieren, da dafür unsere Stichprobe einfach zu klein ist. Trotzdem kann die Beobachtete Tendenz durch verschiedene Faktoren erklärt werden, die es leichter machen in Industrieländern Sozialunternehmen zu gründen. Zum einen trägt der Wohlstand und das Bildungssystem dazu bei, dass Menschen ihre Arbeitskraft nicht ausschließlich auf Profit ausrichten müssen. Zum anderen stellt die Politik in Industrieländern immer weniger öffentliche Dienstleistungen zur Verfügung, was dazu beiträgt, dass Unternehmen diese Aufgabe übernehmen.[4]
Erfolgsmessung der Unternehmen:
Des Weiteren wurde in dieser Analyse überprüft, in welcher Form die Social Businesses ihre Erfolge darstellen. Da es keine einheitliche Kennzahl, wie zum Beispiel den Umsatz gibt, über den der Erfolg sozialer Unternehmen gemessen werden kann, gestaltet sich die Erfolgsmessung komplizierter als bei kommerziellen Unternehmen. Im Rahmen der Seminararbeit wurde entsprechend eine eigene Unterteilung der Erfolgsmessung vorgenommen, welche in in der Folgenden Grafik dargestellt ist. Des Weiteren ist auch die Verteilung der Unternehmen anhand der verschiedenen Erfolgsmessungen abgebildet.
Die häufigste Erfolgsmessung, die jedes der untersuchten Unternehmen aufwies waren Preisauszeichnungen, welche wiederum verschiedene Kriterien und Faktoren der Unternehmen untersuchen und somit nicht einheitlich sind.
Digitale Trends:
Um die Nutzung digitaler Trends in Sozialunternehmen zu untersuchen, wurden die Unternehmen bezüglich Dreier ausgewählter digitaler Trends analysiert. Die Unternehmen konnten in dieser Auswertung abermals mehreren Kategorien zugeordnet werden.
Die ausgewählten Trends sind:
- Apps Integration: Alle Unternehmen, die eine eigene App veröffentlicht haben, welche für das Geschäftsmodell notwendig ist.
- Mobile basierte Nutzung: Alle Unternehmen, deren Geschäftsmodell unabhängig von einer App auf mobile Endgeräte angewiesen ist.
- Crowdfunding: Alle Unternehmen, deren Spendeneinnahmen zu gewissen Teilen auf Crowdfunding-Aufrufen basieren.
In der grafisch dargestellten Auswertung lässt sich eine mehrheitliche Verwendung aller drei untersuchten digitalen Trends erkennen. Ein häufig auftretendes Kriterium an Social Enterprises ist die Innovationskraft des Geschäftsmodells, wodurch sich die häufige Verwendung von „neueren“ digitalen Trends erklären lässt.[5]
Transparenz der Social Businesses:
Durch die Digitalisierung wird von allen Unternehmen mehr Transparenz gefordert, weswegen die These aufgestellt werden kann, dass es durch die Digitalisierung zu mehr Transparenz von Unternehmensaktivitäten kommt.
Diese Transparenz wird anhand folgender Kriterien gemessen und die Ergebnisse Tabellarisch zusammengefasst :
- Erreichbarkeit bzw. Kontaktaufnahme zu den Unternehmen
In der Kontaktanfrage wurden die Unternehmen nach Finanz- oder Jahresberichten gefragt. Es wurde außerdem darauf hingewiese, dass die Informationen vertraulich behandelt werden. Da keines der Unternehmen auf die Anfrage zufriedenstellend geantwortet hat, kann anhand diesem Teil der Transparenz Analyse nicht darauf hingedeutet werden dass Soziale Unternehmen eine gesteigerte Transparenz aufweisen.
- Offenlegung diverser finanzieller Einnahmen und Ausgaben anhand von Finanzberichten im Unternehmensregister.
In der Analyse wurde wie in der Grafik dargestellt eine sehr hohe Rate von Veröffentlichung festgestellt. Diese lässt sich dadurch erklären, dass 11 der 12 deutschen Unternehmen die Rechtsform einer Kapitalgesellschaft angenommen haben (Gmbh, gGmbh, gUG) und somit nach §238 Abs. 1 HGB [6] eine Bilanz aufstellen müssen und nach § 235 HGB [7] dem Offenlegungsgesetz unterliegen. An der kostenlosen Offenlegung der Bilanz oder von Jahresberichten von 8 Unternehmen hingegen kann man die Bereitschaft zum transparenten Umgang dieser Unternehmen mit finanziellen Mitteln erkennen.
- Sichtbarkeit und Erreichbarkeit der Social Businesses auf Social Media Netzwerken.
Der Abbildung ist zu entnehmen, dass alle angegebenen Netzwerkkanäle stark genutzt werden. Instagram ist das einzige Netzwerk, welches nur von 19 Unternehmen aktiv verwendet wird. Dies kann im Zusammenhang damit stehen, dass einige Unternehmen sich nicht an private Endkunden richten, somit wäre ein Instagram Auftritt nicht zwingend förderlich für diese Unternehmen.
Fazit
Die starke Einbindung digitaler Kommunikationsmittel, in soziale Geschäftsmodelle lässt darauf hindeutet, dass die untersuchten Social Businesse erkannt haben, welchen Fortschritt technischen Mittel für die Erreichbarkeit potentieller und nachhaltiger Konsumenten bringen. Von den 35 Unternehmen der Analyse nutzt jedes dieser Unternehmen den digitalen und technischen Vorteil unserer Zeit, beispielsweise durch die App-basierte Umsetzung, Mikro-Spender zu erreichen, als transparentes Kommunikationsmittel für gemeinnützige Gemeinden, oder als Kommunikationsplattform im Foodsharing. Weiterführend könnte untersucht werden, ob sich die soziale Arbeit durch die Digitalisierung effektiver, und effizienter gestalten wird. Beispielsweise durch die fortschrittliche Erledigung administrativer Aufgaben des Unternehmens mit Hilfe digitaler Tools und digitaler Kanäle, wodurch es den Unternehmen gelingen kann interne Arbeitsprozesse und Prozesse in der Abwicklung besser zu strukturieren, sowie die Kommunikation intern und extern besser zu koordinieren. Leider lässt sich die Rentabilität der Unternehmen aufgrund der mangelnden Transparenz nicht ermitteln. Eine starke Social Media präsenz ist bei allen Unternehmen geben, sowie die transparente Offenlegung der deutschen Unternehmens-Finanzberichte. Ein Mangel an transparenz zeigt die nicht erwiderten Kontaktanfragen bezüglich Unternehmensinternen Zahlen. Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass die in den letzten Jahren gegründeten Social Businesses die gegenwärtige digitale Veränderung erkannt haben und damit besser umgehen als ältere soziale Organisationen, welche erst spät die digitale Integration in ihr Geschäftsmodell umgesetzt haben. Dennoch sind wir der Meinung, dass sich digitale Sozialunternehmen zu sehr auf Industriestaaten und deren Probleme konzentrieren und die Erfolgsmessung dieser Unternehmen über Preisauszeichnungen dauerhaft nicht ausreichend ist um langfristig Erfolge zu generieren.
Quellen:
[1] Vgl. Fires, T. (2017, S.126) Social business, ethics, and responsibility of leadership: die Institutionen und Organisationen des Kapitalismus im Wandel hin zur Benefit Corporation
[2] Vgl. Wilkinson, C. u. (2014, S.8) Ein Überblick über Sozialunternehmen und ihre Ökosysteme in Europa. Abgerufen am 30.01.2019 von europäische Kommission: ec.europa.eu/social/BlobServlet?docId=12988&langId=de
[3] Die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung. (kein Datum). Abgerufen am 30. 12 2018 von Bundeszentrale für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung: http://www.bmz.de/de/ministerium/ziele/2030_agenda/index.html
[4] Vgl. Nicholls, A. (2006, S.2) Social Entrepreneurship – New Models of Sustainable Social Change. Oxford University Press.
[5] Vgl. Prof. Dr. Kollmann, T. (2018). Entrepreneurship. Abgerufen am 22. 12 2018 von Gabler Wirtschaftslexikon: https://wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/entrepreneurship-51931/version-275082
[6] Handelsgesetzbuch – § 238 Buchführungspflicht (1897). Abgerufen am 29.12.2918 von Bundesministerium der Justiz und Verbraucherschutzhttps://www.gesetze-im-internet.de/hgb/__238.html
[7] Handelsgesetzbuch – § 235 (1897). Abgerufen am29.12.2018 von Bundesministerium der Justiz und Verbraucherschutz: https://www.gesetze-im-internet.de/hgb/__235.html